Ringvorlesung im Studium generale

Biologie und Ethik im 20. Jahrhundert

Die Biologie hat sich in unserem Jahrhundert in zunehmendem Maße zu einer der dominantesten Naturwissenschaften entwickelt. Standen im 19. Jahrhundert noch ihre Innovationen im Bereich der Theoriebildung im Vordergrund, so sind es im 20. Jahrhundert vor allem ihre experimentellen Erfolge und seit der Entschlüsselung des genetischen Codes auch die dadurch ermöglichten Technologien, wodurch sich die Biologie eine Vormachtstellung in Wissenschaft und Alltag erobern konnte. Insgesamt läßt sich sagen, daß durch die Biowissenschaften insbesondere seit dem letzten Jahrhundert zahlreiche zentrale Annahmen und Tabus, die unser Natur- und Menschenbild betreffen, in Frage gestellt wurden. Diese Herausforderung hat eine weit verzweigte ethische Reflexion in den verschiedensten Wissenschafts- und Lebensbereichen ausgelöst.

Das Ziel der Ringvorlesung ist es, einen Einblick in einige der Themenschwerpunkte dieser Diskussion zu bieten. Das Verhältnis von Biologie und Ethik wird daher diskutiert anhand ausgewählter Fragestellungen aus dem Bereich der ökologischen Ethik, der Tierethik, der angewandten Ethik am Beispiel der Humangenetik und schließlich der ethischen Fragen im Zusammenhang mit der Hirngewebstransplantation. Aufgrund der Interdisziplinarität der Problemstellungen und ihrer Wurzeln im 19. Jahrhundert wurde Wert darauf gelegt, Referentinnen und Referenten aus verschiedenen Disziplinen auszuwählen und auch die historische Dimension der Fragestellungen miteinzubeziehen. Im Sinne einer ausgewogenen Auseinandersetzung mit den Themen sind zu jedem der vier Schwerpunkte zwei Vorträge geplant, die sich der Thematik von möglichst unterschiedlichen Positionen aus annähern.

Die Veranstaltungen finden jeweils dienstags um 20 Uhr im Hörsaal 21 des Kupferbaus, Ecke Hölderlinstraße/Gmelinstraße, statt.

22. April	Prof. Dr. Eve-Marie Engels (Lehrstuhl für Ethik in den Biowissenschaften) Natur- und Menschenbilder in der Bioethik des 20. Jahrhunderts. Eine Einleitung in die Vorlesungsreihe
29. April	Prof. Dr. Dieter Birnbacher (Philosophisches Institut der Universität Düsseldorf(internet-link: "http://www.phil-fak.uni-duesseldorf.de/philo/") ) Ökologische Ethik und Utilitarismus. Eine Mésalliance?
6. Mai	Prof. Dr. Bernhard Verbeek (FB Erziehungswissenschaften und Biologie der Universität Dortmund(internet-link: "http://www.fb12.uni-dortmund.de/") ) Kultur als kritische Phase der Evolution - Ethik als Steuerungsfaktor
13. Mai	Prof. Dr. Jean-Claude Wolf (Institut Interdisciplinaire d'Ethique et des Droits de l'Homme, Fribourg(internet-link: "http://www.unifr.ch/iiedh/") ) Moralische Argumente für den Tierschutz
27. Mai	PD Dr. Konrad Ott (Universität Leipzig(internet-link: "http://www.uni-leipzig.de/") , Institut für Sozialethik der Universität Zürich(internet-link: "http://www.unizh.ch/sozialethik/") ) Das Tötungsproblem in der Tierethik der Gegenwart
3. Juni	Dr. Thomas Junker (Lehrstuhl für Ethik in den Biowissenschaften) Eugenik in historischer und ethischer Perspektive
10. Juni	Dr. Carmen Kaminsky (Philosophisches Institut der Universität Düsseldorf(internet-link: "http://www.phil-fak.uni-duesseldorf.de/philo/") ) Genomanalyse: Absichten und mögliche Konsequenzen in der Perspektive angewandter Ethik
17. Juni	Prof. Dr. Dietmar Mieth (Katholisch-theologische Fakultät der Universität Tübingen , Zentrum für Ethik in den Wissenschaften) Ethische Probleme der Humangenetik
24. Juni	Dr. Elisabeth Hildt (Zentrum für Ethik in den Wissenschaften) Hängt die Identität des Menschen von der Identität des Gehirns ab?
1. Juli	Prof. Dr. Reiner Wimmer (Philosophische Fakultät der Universität Tübingen , Zentrum für Ethik in den Wissenschaften) Ethische Aspekte des Personenbegriffs
8. Juli	Prof. Dr. Eve-Marie Engels , Dr. Thomas Junker (Lehrstuhl für Ethik in den Biowissenschaften) Biologie und Ethik im 20. Jahrhundert. Probleme und Perspektiven

Zuletzt geändert am 23. März 1997